Archiv der Kategorie: Trans*alltag und -Träume

4 Träume der letzten 2 Tage (Elefanten, Trans*, Lichtschwerter, Lotto)

In den letzten Tagen hat mich möglicherweise einiges beschäftigt, jedenfalls habe ich heute und gestern von so allerlei Dingen geträumt.

Gestern träumte ich von einer Insel im Atlantik. Es war eher ein Fels. Dieser Fels hatte unten eine Höhle, in der Elefanten schwommen. Diese waren riesig, sie waren groß wie Mammuts, aber es waren Elefanten. Sie schwammen und fühlten sich nicht sonderlich wohl. Ich erfuhr, dass sie eigentlich oben auf dem Felsen gelebt hatten. Dort jedoch hatten sich Menschen eingenistet, die irgendein Forschungsprojekt machen. Ich versuchte die Menschen zu vertreiben, sammelte ihre Privatgegenstände zusammen und drohte damit diese ins Wasser zu werfen. Den Menschen war das egal, und ich tat es nicht. Sie wehrten sich jedoch auch nicht dagegen. 2 Personen waren auf meiner Seite. Eine Person war L., die andere ist mir nicht im Gedächtnis geblieben. Sie waren beide sehr müde, hielten jedoch Wache, um den Elefanten die Rückkehr zu ermöglichen. Leider kamen die Elefanten nicht… Ich müsste nachschauen, wo sie sind… und wache auf.

Dann träumte ich heute unter anderem von folgenden Dingen:
1. Ich bin in einem Haus. Es ist die Wohnung meiner Mutter, aber nur in diesem Traum. Ich erwarte meine Mutter, es wird einen Kampf geben. Wir haben beide Lichtschwerter. Sie durchschneidet die Tür mit einem Lichtschwert. Im Kampf stirbt sie. Ich muss fliehen, gehe an den Kühlschrank und trinke Kuhmilch, da ich eine Verletzung habe, die damit zu heilen ist. Die Kuhmilch ist schlecht, also trinke ich sie nicht und packe meine Sachen. Ich muss eine neue Wohnung finden und Unterschlupf suchen…

2. Ein Familientreffen. B.s sitzen auf der einen Seite eines Tisches in einem Lokal. Meine Mutter sitzt ihnen gegenüber und überwacht das Treffen. Sie rücken komisch herum, als ich komme. Ich möchte mich dazusetzen, setze mich auch dazu. B.s rufen: „Ist das denn …?“ Sie benutzen meinen alten Namen, aber verneinen es, weil sie mich nicht erkennen. Sie benutzen falsche Pronomen, aber erkennen mich zumindest nicht. Mein Handy vibriert ständig: Meine Mutter schreibt mir freudige SMSen, dass ich passe gegenüber B.s – sie benutzt irgendein komisches Wort statt „passen“. So etwas wie „Du gehst effizient.“ oder so. Jedenfalls schreibt sie mir 3,4,5 mal die selbe SMS, in Freude.

3. Ich bin auf einer Art Ferienlager… es ist alles sehr seltsam und ich kann mich nicht mehr so genau erinnern. Letztendlich gewinne ich jedoch 300 Euro im Lotto. zwei andere Personen in meiner Nähe gewinnen auch 250 Euro. Ich sage, dass ich vielleicht noch 1 mal spielen werde, jedoch dann aufhöre, weil ich sonst vermutlich zu sehr eingeschränkt werde, wenn mein Gehirn denkt: „Du musst diese Zahl tippen, sonst kannst du nicht gewinnen.“ und damit zu viele Gedanken-Kreise angeregt werden…

Traum von transfeindlichem Umfeld und Batman&Robin

Heute hatte ich etwas seltsame Träume wieder. Ich kann mich nicht so genau dran erinnern, da ich mir selbst vornahm mich an die Träume zu erinnern, als ich im Traum in einem Traum aufwachte. Ich realisierte also nicht, dass ich eigentlich noch träumte, als ich mir vornahm mich an die Träume zu erinnern.

Es fing wohl so an, dass ich, als Robin, zusammen mit Batman in einer Kleinstadt unterwegs war. Es war Nacht und wir flogen etwa einen Meter über dem Boden. Es war irgendwie sehr computerspiellike. Wir hatten ein Hauptquartier hinter einem alten Turm, in der Nähe der Stadtmauer. Die Dunkelheit war überall, ein paar Dorfbewohner_innen liefen beim Patroullieren mit Fackeln herum. Zu Hause (im Hauptquartier) verwandelte sich Batman in meine Mutter. Meine verstorbene Oma kam die Treppe hoch und plötzlich war es mein Elternhaus. Meine Oma sprach mich falsch an. Sie hatte zwar gecheckt, wie ich heiße, sprach mich aber mit falschem Pronomen an. Ich war genervt und angepisst, schloss mich in meinem Zimmer ein. Meine Oma verließ die Wohnung, ging die Treppe runter. Ich faßte Mut und ging zu ihr ins Treppenhaus und fragte sie, ob ihr denn nicht klar sei, dass ich eine Frau bin. Das verneinte sie kurz angebunden, ich realisierte, dass sie dies tat, auf Grund ihrer evangelikalen transfeindlichen Einstellung, die sie in Realität nicht hatte (wir haben zwar nie über Trans* gesprochen, aber evangelikal und offen tranfeindlich war sie halt auch nicht). Ich sprach mit meiner Mutter und verließ dann die Wohnung. Mir begegnete eine befreundete Person, die ähnlich wie meine Oma eingestellt waren. Irgendwie war es mir ein Anliegen die Fotos von seiner SD-Karte zu holen, da ich dort abgebildet war. Ich trat auf der Kamera herum, die ich ihm abnahm und bei einer weiteren Person tat ich ebengleiches. Ich versuchte schnell ins Hauptquartier zu gelangen, da ich draußen war und somit wiederum Robin. Im Hauptquartier war ein Laptop, mit dem ich auf die Fotos auf der SD-Karte zugreifen konnte. Ich versuchte dies schnell zu tun, um die SD-Karte wieder zurückzugeben. Zu Hause kam spontan Batman vom Dachboden, der mich beim „Klauen“ der SD-Karten beobachtet hatte und damit nicht d’accord war. Ich war überrascht und mir war es peinlich, dass mich Batman zu Hause so überrumpelte. Er sagte mir, dass er mir nur kurz sagen wollte, dass er zu Hause sei…

Trans*-Angst-Traum vor dem Verreisen.

Heute hatte ich einen Trans*-Angst-Traum vor dem Verreisen. Seltsamerweise träumte ich über Russland. Finde das sehr selten, weil ich den Traum durchaus homonationalistisch/(Trans*nationalistisch?^^) interpretieren kann.

Es ging darum, dass Nj. und ich verreisen wollten. Wir wollten nach Wladiwostok und mich überkam der Gedanke: Oh, muss ich jetzt meine Fingernägel entlackieren, muss ich dort stealth in einer zugewiesenen Rolle leben, damit ich nicht festgenommen werde, wegen der Propagierung von Homo-Stuff? Nj. sagte mir, dass es 4 Wochen werden würden. Er_Sie hatte den Flug und die Reise generell für mich gebucht und als ich meine Sorgen artikulierte, war sier sauer. Ich hatte angst mich dort 4 Wochen lang verstecken zu müssen und sehr unglücklich dort zu sein. Dabei wollte ich Nj. auf sihrer Reise begleiten, da sier dort etwas Bestimmtest zu tun hatte. Jedenfalls weinte ich, weil ich mich im Dilemma fand.

Wir fuhren mit dem Zug, verpassten den ersten Zug, ebenso wie ein anderes Paar. Dann fuhren wir Richtung Flughafen Köln-Bonn. Im Zug kam eine Reisebegleiterin vorbei, die Brote anbot. Ich fragte, ob ein bestimmtes Brot mit Schokolade wäre, worauf sie es mit ihrem Zeigefinger berührte und den Finger ableckte. Eigentlich war alles Schokolade. Wir diskutierten herum, welches Brot ich wollte und letztendlich fragte die Reisebegleiterin mich, wie ich denn bezahlen wolle. Ich war überrascht, da es um Brot ging, nicht um Bezahlung, und sagte, dass ich es dann eher nicht wollte. Nj. war dadurch sauer, weil sier dachte, dass ich die Reisebegleitung verarschen wollte. I., welcher auch dabei war, nahm mich eher in Schutz sagte wahrheitsgetreu, dass es eher um Brote gegangen war, nicht ums Bezahlen. Und in der Tat hatte es den Anschein gemacht, als würde die Reisebegleiterin eher das Brot als Entschädigung für Verzögerung im Zugablauf oder Ähnliches kostenlos geben wollen.

Trans* und Arbeit (Teil 1)

Seit einiger Zeit suche ich nach einer Arbeit um mir die Möglichkeit zu erhalten weiter zu studieren. Ich schaue nach unterschiedlichen Arbeitsstellen und habe auch einige Möglichkeiten aussortiert, bei denen ich dachte, dass ich da ganz und gar unglücklich werden würde oder mich die Arbeitsstelle aus Prinzip nicht nehmen würde. Ich entschied mich dafür Bewerbungen an mehrere Unternehmen zu schicken für Spül-Tätigkeiten, Recherche-Tätigkeiten und hab versucht vorallem im Bereich der persönlichen Assistenz Arbeit zu finden. Da ich Arbeit in der persönlichen Assistenz für sehr intensive und menschlich-nahe Arbeit halte, habe ich mich dafür entschieden offen bei den Vereinen und Unternehmen, bei denen ich anfragte, mit meiner Identität umzugehen, klar zu machen, wie ich angesprochen werden möchte und auch, dass ich mir sehr gut und gerne vorstellen kann persönliche Assistenz für queere Personen, Trans*-Personen und Personen mit Rassismuserfahrungen zu machen. Mir ist bewusst, dass in der Altenpflege im Bezug auf queere und Trans*-Personen das Problem existiert, dass ältere Personen sich in der Altenpflege den Pfleger_innen ausgeliefert fühlen und sich einige dafür entscheiden Homosexualität zu verheimlichen, oder dass sich Trans*-Personen dazu entscheiden „zurückzukehren“. Deshalb, so dachte ich mir, braucht es einfach auch queere Leute, die Altenpflege- oder, in meinem Fall, Assistenztätigkeit machen.

Bei einem der Vereine, bei denen ich dies angab, und bei welchem ich eigentlich erst ein gutes Gefühl hatte, stellte ich mich vor. Hier wurde mir gesagt, dass in der Nachbarstadt, aus der ich komme, sehr dringend Assistent(_inn)en gesucht werden würden. Nachdem ich mit der für die Stadt zuständigen Person telefonierte, die mir eigentlich recht offen erschien, stellte sich heraus, dass angeblich alle offenen Stellen durch die nach Assistenz suchenden Personen durch Cis-Personen besetzt werden sollten. Einmal passierte es sogar, dass ich von einer anderen Person, die in dem Verein arbeitete angerufen wurde, worauf ich mich dann vorstellte und die mir dann sagte, dass da wohl ein Missverständnis vorliegen würde, weil sie eine Cis-Frau erwartet hatte (sie sprach von biologischer Frau). Meine Wünsche und Bedürfnisse wurden also trotz Bitte nicht innerhalb des Vereins in meine „Akte“ aufgenommen, weil es von der dafür zuständigen Person wohl für nicht wichtig empfunden wurde.

So zeigte sich, dass, selbst wenn ich mich als männliche Person vorgestellt hätte, ich sehr leicht an einen Assistenz-Job hätte kommen können. Als Trans*-weibliche Person stellte sich das Arbeiten bei den wichtigsten Vereinen in meiner Gegend als nicht möglich heraus.

Passing und öffentlicher Raum

Mich umtreibt momentan folgender Gedanke: Ich denke, dass es mir, als ich mich nicht als Trans* definierte und in einer männlichen Rolle lebte, relativ gut ging. Ich war eigentlich relativ maximalprivigiert. Zwar komme ich nicht aus einem akademischen Haushalt, bin aber weiß und habe durch die finanziellen Mittel meiner Eltern die Möglichkeit erhalten zu studieren. Im öffentlichen Raum als Typ unterwegs zu sein, ohne viel Trans*-Issues zu haben, ist ganz angenehm, soweit ich mich zurück erinnere.

Nun ist das anders: Ich bin eine Trans*-Weiblichkeit, fühle mich unsicher und/oder unsichtbar im öffentlichen Raum. Wäre ich bei der Geburt weiblich kategorisiert worden, würde es mir vermutlich etwas anders, aber nicht so krass anders gehen, wie der gelebte Vergleich von Cis*-Männlichkeit und Trans*-Weiblichkeit. Cis*-Frauen, die auch ständig und überall sexualisiert und anders diskriminiert werden, haben -teilweise- ja -ähnliche- Issues, wie Trans*-Frauen.

Da ich weiß, wie relativ angenehm und stressfrei es ist als Typ zu leben, im öffentlichen Raum unterwegs zu sein und so weiter, habe ich das Gefühl, dass mein jetztiges Leben gar nicht zufriedenstellend für mich sein kann. Selbst, wenn ich ein großartiges Passing hätte und Menschen mich, soweit ich das immer wollen würde, als weiblich lesen würden; dann würde ich als weibliche Person sexualisiert/belästigt/behandelt werden. Ich habe also das Gefühl, dass nur das Leben als Mann* für mich angenehm und stressfrei wäre. Das steht nun leider nicht als Option im Raum und so bleibt gerade nur die etwas ängstliche Frage: Wird es wirklich besser werden? (In Anlehnung an die Kampagne für „queere“ Jugendliche „It gets better“ und im Bezug darauf, dass mein Ziel vielleicht nicht das ultimative „Frauen“-Passing ist)

09.08.2014

10.01.2014 Träume von Bini Adamczak/Polizeigewalt und Volker Bouffier

Heute träumte ich mehreres. Vieles kann ich nicht detailreich beschreiben, weil es mehrere Träume umfasst und diese recht umfangreich waren.

1. In diesem Traum träumte ich vom hessischen Wahlkampf. Die Grünen und die CDU machen im Angesicht ihrer gemeinsamen Koalition der vergangenen Amtszeit Wahlkampf. Die Grünen stellen sich gegen die autoritärer werdende Polizei und ein Konzept, dass die Polizei selbst intern als „Den Hitler machen“ bezeichnet. Das Konzept umfasst polizeistaatliche Mittel, welche auf einem Plakat erklärt werden. Darauf zu sehen; Grafiken und Telefonwahltasten. In der Mitte, wo üblicherweise die 5 ist, ist die 0. Damit fängt alles an. Wenn dies erfüllt ist, geht es weiter mit 3,4 und 5, welche auf den üblichen Zahlen 1-3 liegen. Volker Bouffier übt keine Kritik daran, dass die Polizei stärker wird und eigenständiger und ein Polizeiapparat wie im Nationalsozialismus greifbar nahe kommt. Er entschuldigt sich, dass er bis jetzt den Wahlkampf nur mit 50 % Kraft betrieben hätte, wie er gestern feststellen musste. Bei weiterem Überlegen komme ich darauf, dass CDU und Grüne 50 % der Parteien über 5 % ausmachen, und es dementsprechend für Volker Bouffier gar nicht schlimm ist, wenn er eben gegen seine Partei und die Grünen nicht kämpft, sondern eben nur zu fünfzig Prozent gegen SPD und Linke(, bzw. auch FDP). Alles erlebe ich in einem Kaufhaus. Ich sitze mit einer zweiten Person im Auto, welche gerade mit Volker Bouffier telefoniert, der die Entschuldigung für die verminderte Kampfstärke ausspricht.

Als ich aufwache habe ich das Lied „Molly Nilsson – The Lonely“ im Kopf. „I’ve got everything I need – Nothing – Nothing – Nothing“

2. Dieser Traum ist umfangreicher als der erste Traum. Es ist eine Art Ferienlager. M.C. ist dort und wird belästigt von Menschen, die sie fotographieren wollen, auf Grund ihrer_seiner Fußbekleidung. M.C. post, gegen ihren_seinen Willen, aber er/sie weiß sonst nicht wie sie/er damit umgehen kann und lüftet auch den Rock. Ich gehe zu M.C. und frage, ob die fotographierende Person nervt, was sie_er bejaht, weshalb ich mich zwischen beide Personen stelle. Das Gespräch mit der fotographierenden Person kann ich nicht mehr rekonstruieren. (…) Der Bus, der vorher ein Zug oder ein anderes Fortbewegungsmittel war, muss die Richtung ändern und drehen. Er parkt rückwärts ein und ich sitze ganz hinten. Das Zurücksetzen macht mir angst, denn ich sehe nicht genau, wo die Räder des Busses sind und ahne, dass wir über der Luft schweben und der Bus gleich verunglückt. Der fotographierende Mensch umarmt mich und meint mich beschützen zu müssen. Ich bin mir nicht sicher, aber es fühlt sich eher gut an, als ich gedacht habe. Ich äußere meine Sorgen und winke dem Busfahrer. Dieser nimmt Rücksicht, kommt dann an das Ende des Busses und spricht mit mir. Ich erläutere ihm meine Angst und er sagt, dass ich nach unten schauen solle. Dort sind Waschbecken zu sehen und aus dem Winkel scheint es logisch, dass dort der Bus nicht abstürzen kann. Ich springe runter. Dort ist das Ferienlager. Hier sind Spinde, wo mensch Filme leihen kann, und Waschbecken. (…) Ich soll für I.B. einen Film für einen Freund besorgen, den er gerne in K. zeigen möchte. Ich verplane das Ausleihen des Filmes, weil die Mail, in der I.B. mir die Bitte um das Ausleihen des Filmes schickte noch als ungelesen markiert ist und ich die Anrufe von der befreundeten Person von I.B., für die der Film gedacht ist, nicht annehme. Ich versuche die Mail zu lesen und nehme das Smartphone meiner Mutter. Ich verstehe erst nicht, dass es meiner Mutter ist, verschicke ausversehen eine SMS, die ich gerade so nicht lesen kann und gehe zu meiner Mutter, bei der ich mich entschuldige. Für sie ist es okay. (…) In irgendeinem Zusammenhang muss ich zur Ärztin. Diese ist gerade mit dem Einsortieren von Daten beschäftigt. Es sind ältere Folgen einer Jahreszusammenfassungs-Sendung. Es sind 5 davon, die in unterschiedlichen Schalen mit einer haferflockenartigen Masse sind. Eine Zahnbürste wird für den Daten-Zugriff benutzt und ich schaue kurz in den Inhalt. Dabei verwende ich keine unterschiedlichen Zahnbürsten und vermische das Material. Ich weiß, dass dies gerade nicht auffällt und sage nichts dazu. Ich muss meine Hände zeigen und die Ärztin schaut besorgt. Ich spreche von der Verletzung, bei der ich mir nicht sicher bin, ob es ein schwarzer Punkt ist oder ein schwarzer Blutstropfen. Das Ende meines Satzes kann sie mitsprechen und sie sagt, dass sie mich gerne zum Psychologen schicken möchte. Ich weiche aus, sage, dass das keine gute Idee ist, weil ich vor Kurzem erst eine Therapie beendet habe und mich nicht bereit für eine neue Therapie sehe. Sie gibt mir die Überweisung und 5 Euro. Auf der Überweisung steht der Name „Bini Adamczak“. Ich denke mir: Wow, das kann ich mir vorstellen. Ich sage, dass ich die Person in 2 Wochen bei einem Vortrag sehen werde, worauf die Ärztin mich korrigiert und sagt, dass es sich um „sie“ handelt. Ich höre darüber hinweg, weil es alleine cool ist, dass eine möglicherweise nichtheteronormative Person da wäre für eine Therapie. Ich bedanke mich und sage, dass es sich allein dafür gelohnt hätte die Ärztin aufzusuchen.

Street Harassment in Gießen

Ich bin auf dem Heimweg vom Bahnhof Oswaldsgarten zum Berliner Platz. Vorher war ich zum ersten Mal in einer Frauen*-Kickbox-Gruppe in Marburg, an der ich nun regelmäßig teilnehme. Passend dazu passiert etwas, das meine Stimmung drückt:
Ich war vorher einkaufen und schleppe eine Papiertüte. Ich bin eine Trans*-Weiblichkeit und weiß nicht, ob ich in der Situtation als schwul oder Trans* gelesen wurde.
Es ist noch hell, auf der Straße sind viele Menschen unterwegs, mir fallen mehrere Männer-Gruppen auf.
An der Ampel vom Theater zum Berlin Platz, Richtung Kongresshalle, bleibe ich stehen. Ich bin froh, dass die Männergruppe aus 5-7 Personen vor mir auf der Zwischeninsel auf der Kreuzung stehen und ich nicht neben ihnen stehen muss.
Ein Auto mit 3-4 männlich gelesenen Personen fährt vorbei. Die 5-7 Personen-Gruppe hatte vorher noch mit ihnen rumgealbert.
Die Personen im Auto starren mich an und lachen als sie vorüberfahren. Als ich meinen Blick zu der Gruppe auf der Ampel-Insel schweifen lasse, sehe ich, dass eine Person sich hinter einer anderen Person aus der Gruppe versteckt und Fotos von mir macht.
Als ich es sehe, versteckt sie sich weiter, stellt sich dann aber ganz offensichtlich hin und tut so, als würde sie Fotos vom Gießener Theater machen.
Ich gehe ohne auf den Verkehr zu achten, weil ich plötzlich Rot sehe zu ihnen und sage zu der Person, die mich mit dem Handy fotographiert: „Fick dich, du kleines Arschloch. Tu dein Handy weg!“ und gehe vorüber.
Sie feiern sich. Die Person, die ich ansprach fragt kurz baff, was ich  gesagt habe.
Ich gehe weiter. Die Person mit dem Handy kommt mir nach, ich drehe mich um und sage: „Na, du Kleiner.“, ich versuche stark zu wirken unabhängig davon, wie es mir gerade geht. Die Person filmt mich und lacht sich ab, ich versuche halbwegs in seine Richtung zu schlagen. Er fällt dann zurück und an der Haltestelle Berliner Platz, auf Seite der Kongresshalle, bleiben sie wohl stehen.
Ich drehe mich nicht um und gehe weiter.

Gießen (Hessen). 17.06.2013.

„Das kann aber nicht sein!“ – Wie ich mir ohne amtliche Namensänderung einen neuen Namen in der Universität besorgte.

Neulich machte ich mir im Gespräch mit meinem Psychologen klar, warum ich vor allem gerade nicht studiere, obwohl ich eigentlich teilweise gerne würde: In der Universität ist mein alter, bürgerlicher Name verzeichnet, den ich nicht mehr führe. Wenn ich mir dann denke, dass ich doch spontan und ohne Verpflichtungen in Seminare gehen könnte, schwingt immer die Angst mit, dass die Dozierenden die Namens-Liste im Online-Seminar-Verzeichnis sehen, dann die Anwesenheit abfragen und der alte Name sichtbar ist. Zwar habe ich mich dort in der Uni-Community auf unsichtbar gestellt, aber für Dozierende sind die Personen trotzdem sichtbar. Dies hat zur Folge, dass ich dann lieber nicht in Universitäts-Veranstaltungen gehe, obwohl ich eingeschrieben bin und wie gesagt auch manchmal Lust darauf habe Veranstaltungen zu besuchen.

Im Gespräch mit meinem Psycho ergab sich dann nur die eine Konsequenz, die ich die ganze Zeit verschoben habe: Ich müsste mich mit dem Universitätskorpus in Verbindung setzen und eine Lösung finden, damit mein eigener Name innerhalb der Universität verzeichnet ist und ich nicht mehr mit falschen Namen assoziiert werde. Längerfristig wäre sicher eine offizielle Namensänderung sinnvoll, doch dazu habe ich momentan noch nicht die Motivation gefunden.

Ich wusste, dass eine Namensänderung im universitären Rahmen möglich ist, ohne dass der bürgerlicher Name mit dem gewählten Namen übereinstimmt. Dies hatte ich erfahren, als ich mich für eine anderen Person mit der Universitätsleitung in Verbindung setzte, um dann in der Rechtsabteilung über die Möglichkeiten zu sprechen, wie eine Namensänderung, ohne vorherige Änderung des bürgerlichen Namen etabliert werden könnte, also auch Outing-Situationen vermieden werden können. Ich rief also bei der verantwortlichen Person an, mit der ich das letzte Mal gesprochen hatte. Die Person war etwas genervt, sagte, dass ein Termin diese Woche nicht mehr möglich sei, und ich schob die Genervtheit auf den vollen Terminkalender. Im Gespräch selbst sagte ich nur, dass ich da wieder einen Fall hätte, da ich am Telefon selbst nicht sagen wollte, dass es um mich geht. Es war mir vorher schon klar, dass es viel einfacher ist für die Ziele von anderen Personen zu kämpfen, als für meine eigenen. Zu persönlich und zu emotional bin ich dann. Ich fühle mich schutzlos und verletzlich, aber wenn ich für eine andere Person streite, dann kann ich sachlicher und kämpferischer sein, weil es ja nicht meine Identität betrifft und eigene Zweifel und negative Gedanken nicht dazwischenfunken können.

Zu dem Termin in der darauffolgenden Woche nahm ich eine_n Freund_in mit, damit ich ein wenig Rückendeckung genießen konnte. Die Person aus der Rechtsabteilung begrüßte uns freundlich-beschäftigt und räumte erstmal ein dutzend an dicken Leitzordnern vom Tisch, die sich auf diesem stapelten. Sie fragte, was sie für uns tun könne. Ich erläuterte etwas befangen, aufgeregt, dass es wieder um eine Namensänderung ginge, ohne dass der bürgerliche Name damit übereinstimme, dass es darum geht, dass ich eben nicht studiere, obwohl ich gerne studieren würde, und ob wir da wieder eine Lösung finden könnte. Ich sprach davon, dass ich auch ein Schreiben meines Psychologen dabei hätte, in dem steht, dass ich wegen Trans* in Behandlung bin und auch einen Veranstaltungshinweis, auf dem mein Name stand, um zu belegen, dass ich den Namen auch wirklich-wirklich benutze. Wir lächelten und schmunzelten, sie wollte die Unterlagen jedoch nicht sehen, fragte danach, was mir vorschwebte. Wie beim letzten Mal versuchte die Person aus der Rechtsabteilung eine Möglichkeit zu finden den Vornamen mit einem Punkt abzukürzen, da der Anfangsbuchstabe von des jetztigen und des alten Namens der selbe war. Glücklicherweise ging dies jedoch nicht, da im Computer-System keine Punkte in Namen erlaubt sind. Mit der Aussage, dass sie nicht wüsste, was dagegen spräche, verwies sie mich an den Geschäftsführer des Studierendensekretariats, den sie anrief, um einen Termin zu machen. Dieser sagte, dass ich sofort vorbeikommen könne, weshalb meine Begleitung und ich uns auf den Weg dorthin machten.

Beim Studierendensekretariat angekommen, begrüßte uns der Mensch dort nach einer kurzen Begrüßung mit: „Ja, dann bekomme ich von einem von ihnen eine Matrikelnummer und einen neuen Namen“. Mit beidem konnte ich dienen. Da ich noch ein neues Passbild für den neuen Studierendenausweis vorbeibringen wollte, müsse ich nochmal kommen. Im System wurde jedoch schon mein Name geändert.

Per E-Mail (an meine alte Universitäts-E-Mail-Adresse) erhielt ich dann in Kopie die Unterhaltung zwischen dem Menschen aus dem Studierendensekretariat und der Person vom Hochschulrechenzentrum, welche dafür zuständig war, dass ich eine neue E-Mail-Adresse erhielt. Denn ohne neue E-Mail-Adresse kein neuer Studierendenausweis. Da standen dann die Fakten, dass sich mein Name geändert habe, jedoch auch, dass ich eine „Geschlechtsumwandlung“ gemacht habe. Soso… Ich nahm es mit Humor, weil ich bekommen hatte, was ich wollte, und mir der Rest egal war. Dass eine Namensänderung jedoch mit Transsexualität und Geschlechtsangleichungen verbunden wird, ist in dem Fall lustig. Denn davon wie ich mich identifiziere habe ich weder in der Rechtsabteilung noch im Studierendensekretariat etwas gesagt: Aber klar, ich stehe als männliche Person im System und möchte einen neuen Namen, wegen so Trans*-Geschichten. Dann muss ich ja eine „Frau“ sein.

Am nächsten Montag schritt ich wieder zum Studierendensekretariat mit einem neuen Passbild und meiner Begleitung. Auf dem Weg dorthin fiel mir ein: Oh, vielleicht hätte ich mich nochmal rasieren sollen oder nicht meine Camouflage-Hose anziehen sollen. Doch ich überwand die Zweifel und dachte mir, dass das jetzt egal sei. Eine Person erwartete mich am Schalter, der ich kurz erzählte, dass ich eine neue Studierendenkarte beantragen wolle und hierfür das Passbild mitgebracht hatte. Es kam wieder die Frage nach der Matrikelnummer, welche ich ihr mitteilte. Die Person las meinen Namen vor, mit einer weiblichen Anrede, welche im System stand. Darauf sagte sie: „Das kann aber nicht sein!“ Ich sagte: „Doch.“ Sie etwas zweifelnd aber dann doch akzeptierend, erläuterte kurz, dass ich eine E-Mail an meine (neue) E-Mail-Adresse bekäme und dann den Ausweis abholen kann. Etwas weiteres müsse ich nicht tun. Sie wies mich nur darauf hin, dass ich noch meinen Personalausweis mitbringen müsse. Ich sagte: „Okay.“ und verlies mit meiner Begleitung das Studierendensekretariat. Ich erzählte ihr davon, worauf er_sie sich zusammen mit mir freute, was passieren wird, wenn ich mit meinem Personalausweis, in dem ein alter Name steht, den Studierendenausweis mit neuem Namen abhole und alles, bis auf die Namen übereinstimmen. Auch das Bild. Später fiel mir ein, dass ich die Person am Schalter noch hätte fragen können, warum das denn nicht sein könne, dass ich Frau XYZ ZYX bin. Sie hatte ja auch eine weibliche Anrede, sogar ein Schild auf dem das stand und zudem mehr Oberlippenbart als ich im Moment unseres aufeinandertreffens. Meine Begleitung sagte, dass mensch mit der Zeit wohl schlagfertiger wird. Dann wurde mir klar, dass offenbar nicht nur mein Name geändert wurde, sondern auch das Geschlecht, sonst hätte die Person am Schalter nicht so verwundert eine weibliche Anrede verwendet.

Später beim Einkaufen stand ich im Tegut an der Kasse. Vor mir 4 Kinder. Ein von mir als Mädchen gelesenes Kind sah mich, und flüsterte ihrer Freundin(?) sofort etwas zu. Ich schaute sie bewusst an und lächelte. Die zweite Person schaute mich an, kicherte sich einen ab und rannte dann weg. Aus Albernheit, vielleicht auch, weil ich sie ja auch anschaute. Kurze Zeit später vor dem Tegut-Supermarkt standen alle vier und unterhielten sich. Sie schauten mich an und ich schaute zurück, grinste sie verschmitzt an, machte mich insgeheim über ihre Geschlechtervorstellungen lustig, während sie sich über mich lustig machten. Vielleicht die angenehmste Variante, als angepisst sein, weil ich nicht passe, weil ich angst habe, dass Menschen denken, dass ich falsch bin, dass ich doch eigentlich ein Mann bin. Das ist nerviger, als wenn ich das Gefühl habe als schwul zu passen. Wenn ich als schwul passe kann ich selbstbewusster sein, weil ich mich weniger als schwul definiere, als als weiblich. Weiblich nur halb passen ist dann wieder emotionaler, persönlicher, verletzlicher. Ausserdem gehen die Leute mit mehr Abstand um, wenn ich als Schwuler, also tendenziell eher als Mann* passe. Dann kann ich mich mit Menschen anlegen, dann werde ich wütend und stelle mir Kampfszenen mit Leuten vor, die gemein und verletzend zu mir sind. Wenn ich besonders darauf Wert lege als weiblich zu passen, dann erlauben sich die Menschen um mich mehr heraus, gehen mir weniger aus dem Weg, wenn ich vorbei will (was heißt, dass ich mehr Leute remple, wenn ich als weiblich gelesene Person passen möchte), oder schauen verletzender. Aber auch ich bin verletzlicher, und achte mehr auf die Blicke. Vielleicht schauen die Leute auch immer gleich, nur je nach Performanz geht es näher an mich heran.

April/Mai 2013.